Befahrung des Schlüsselstolln


Aus den Akten der „Mansfeld“ …… (Informationen, Hinweise und Weisungen der Oberberg- und Hüttendirektion für die Belegschaften der Schächte und Hütten, bekannt gegeben per Aushang am Schwarzen Brett bzw. durch Verlesen vor der Belegschaft.)

Der Schlüsselstolln – ein Befahrungsbericht vom 14.07.1879 

Zum 130jährigen Jubiläum seiner Inbetriebnahme zusammengestellt von Dr. G. Knitzschke, Hergisdorf & M. Spilker, Sangerhausen


Der Schlüsselstolln – ein Befahrungsbericht vom 14.07.1879

Zum 130jährigen Jubiläum seiner Inbetriebnahme Dr. G. Knitzschke, Hergisdorf & M. Spilker, Sangerhausen

Der Schlüsselstollen (ursprüngliche Schreibweise: Schlüsselstolln) ist bekanntlich der tiefste in der Mansfelder Mulde mögliche Stollen mit dem Mundloch an einem Vorfluter. Sein Mundloch liegt bei Friedeburg unweit der Saale bei +72 m NN nur wenig über dem Hochwasserspiegel der Saale an der Schlenze. Der Stollen ist mit 32,3 km Länge zwischen dem Mundloch und dem Otto-Helm-Schacht 3 auf dem Gelände an der ehem. K.-Liebknecht-Hütte in Eisleben auch einer der längsten Stollen in Europa. Auf die Gesamtlänge beträgt das Gefälle nur 7,9 m oder 24 cm/km.

Seine Auffahrung erfolgte, teilweise unter Nutzung von im Raum Friedeburg schon früher aufgefahrenen Stollenteilen, zwischen 1809 und 1879. In einzelnen Abschnitten wurde auch im Gegenortbetrieb gefahren. An einem solchen Betriebspunkt zwischen Klostermansfeld und Leimbach erfolgte 1879 der letzte Durchschlag und damit die Inbetriebnahme dieses Meisterwerks der bergmännischen Ingenieur-Baukunst.

Er wurde anfangs im Querschnitt 2,6 x 1,3 m, ab 1856 im Profil 2,9 x 1,6 m aufgefahren und man zählt auf seiner Gesamterstreckung etwa 50 Lichtlöcher, deren tiefste der Schmid- und der Bolze-Schacht mit 184 m sind.

Der Schlüsselstollen wurde gerade rechtzeitig fertig, um die nach 1884 im Raum Eisleben (Otto-Schächte) einsetzenden Wassereinbrüche zu beherrschen. Diese Aufgabe hatte er im Verlauf der Geschichte noch öfter, wie die Grafik zeigt. Heute ist der Stollen immer noch aktiv und das Rückgrat bei der Erhaltung stabiler hydrologischer Verhältnisse in der Mansfelder Mulde.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

                                           

                      Stollenbefahrung mit Kahn - früher und heute

Er führt noch immer zwischen 20 und 25 m³/min Salzwasser mit etwa 10 kg Gesamtsalz/s und einige kg Metall/Tag ab. Mit seiner Erhaltung ist eine auf dem W-Schacht in Wimmelburg ansässige Gruppe von Bergleuten der GVV mbH Sondershausen beschäftigt.

Die bergmännischen Besonderheiten bei der Erhaltung und dem Betrieb eines solchen Bauwerkes veranlassten schon unsere Vorfahren, feste Regeln für diese Tätigkeiten aufzustellen.

Enthalten sind sie in einem 

Befahrungsbericht aus dem Jahr 1879 

Zitat:

Nachdem der Schlüsselstollen mit den oberen Revieren zum Durchschlag gekommen ist und nunmehr durch den größten Teil der Hubwasser von diesen Revieren mit abzuführen hat, muss der Unterhaltung dieses Stollns auch seine ganze, über 31 km betragende Länge die vollste Aufmerksamkeit gewidmet werden, damit Alles was den Wasserlauf stören kann – gleichviel, ob stellenweise Verschlämmung, oder Steinfall resp. hereingebrochenes Gebirge, oder dergleichen – rechtzeitig beseitigt werden kann.

Die bisherigen jährlichen Befahrungen des Stollns würden für diesen Zweck nicht mehr geeignet sein, sie sollen deshalb künftig um so mehr unterbleiben, als nach den letzten Revisionsberichten der Herren Fahrsteiger Fahnert und Scharffe missfällig bemerkt werden musste, dass diese jährlichen Befahrungen, namentlich in den unteren Revieren mit einer unverantwortlichen Sorglosigkeit und Oberflächlichkeit – lediglich um der Form zu genügen – abgewickelt sind.

Dagegen sollen statt dieser jährlichen Befahrungen von nun an viertel-jährliche Befahrungen des Schlüsselstollns in der Weise stattfinden, dass damit in jeden der bezüglichen Reviere ein Grubenbeamter beauftragt und unter Mitverantwortung des betreffenden Obersteigers speziell verantwortlich gemacht wird. Diese vierteljährlichen Befahrungen sind in den Monaten März, Juni, September und Dezember jeden Jahres – zum ersten Mal im September diese Jahres – durchzuführen und zwar durch die Herren

  a) Fahrsteiger Fahnert im Cuxberger Revier 
  b) Fahrsteiger Scharf im Hirschwinkler Revier
  c) Fahrsteiger Bohnert im Freieslebenschächter Revier
  d) Fahrsteiger Kegel im Stockbacher Revier
  e) Fahrsteiger Salzmann im Burgörner Revier
  f) Fahrsteiger Scharffe im Revier Nr. 31 bis zum 20. LL Z und
  g) Fahrsteiger Schwerdtfeger vom 20. LL Z weiter abwärts bis zum Mundloch.

Jeder dieser Herren wird also ein für alle mal beauftragt, ist wie gesagt speziell verantwortlich und hat am Schlusse eines jeden Quartals über die Befahrung seiner Stollntour an die unterzeichnete Direktion Bericht zu erstatten, worin alles, was für die gute Unterhaltung des Stollns und dessen sichere Wasserabführung von der geringsten Bedeutung ist, zur Anzeige gebracht werden muss. Der betreffende Herr Obersteiger hat diesen Bericht mit zu unterzeichnen und solchen hierher einzureichen.

Zur Messung der Wasserstände im Stolln sind an geeigneten Stellen Maßstäbe, inwieweit solche noch nicht vorhanden, anzubringen.

Im Bezug auf den Froschmühlen, Zabenstedter und Johann Friedrich Stolln verbleibt es bei den jährlichen Befahrungen wie bisher.

  Anfertigung circuliert
  Auf den oberen Revieren bei den Herren Obersteigern Wohlfahrth, Kohlmeyer, Ziervogel, Kegel und Mohr zur Eintragung in die Fahrtenbücher.
  Eisleben, den 14. Juli 1879
  Die Oberberg und Hüttendirektion
  In Vertretung (gez.) Schrader

01/2019

 

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